MEINE EINSTELLUNG ZU…

 

FOTOGRAFIE IM ALLGEMEINEN

Fotografie macht die Vergangenheit haltbar. Sie hilft dadurch, Identität als ein die Zeit überdauerndes Ich-Gefühl zu unterstützen. Dies gilt sowohl für das Individuum wie für die Gesellschaft. Fotografie heilt. Sie bewahrt, was droht, vergessen zu gehen, und stärkt dadurch, was wir in Zukunft sein werden.

 

AUSRÜSTUNGSWAHL

Wie in meinem Beitrag Tool geschildert, bin ich ein grosser Fan der 35mm-Brennweite (bzw. 23mm bei APS-C) und der Fuji X100-Serie für meine Street- und Reportagearbeit. Im Zweifelsfall wähle ich die kleinere, leichtere Kamera, da diese praktischer und unauffälliger ist. Zudem ist die X100V eine sehr sympatische Kamera, die weniger bedrohlich daherkommt wie eine grosse Spiegelreflex mit Zoomobjektiv. Dabei habe ich mich längst auch an den leisen Zentralverschluss, ND-Filter, den optischen Sucher und viele andere Vorteile gewöhnt, die ich bei anderen Geräten vermisse. Privat gilt: ich wähle das, was mich glücklich macht und mich zum Fotografieren bringt. Bei professionellen Aufträgen gilt: Client before Camera, das heisst, ich wähle die Ausrüstung, die dem vom Auftraggeber gewünschten Resultat entspricht.

 

BILDGESTALTUNG

Da mir der Reportagestil am nächsten liegt, bedeuten mir starre Kompositionsregeln wie die Drittelregel wenig. Mir gefällt die Spannung und Unvorhersehbarkeit, die Abwechslung in der Komposition und die Herausforderung der Festbrennweite. Nicht die Perfektion steht im Vordergrund, sondern die Empfindung (einige meiner persönlichen Lieblingsbilder sind unscharf oder falsch belichtet; vgl. z.B. Dirty Harrry oder einzelne Essays von Die Nacht). Ich beschneide Fotos so gut wie nie, insbesondere wenn ich mit der 23mm/35mm-Festbrennweite fotografiere. Die Brennweite und die damit verbundene Beschränkung der Flexibilität gehört zum Bild und ist in dieses eingewoben. Imperfektionen und Zufälle gehören für mich hierbei dazu und werden nicht weggeschnitten oder retouchiert.

 

BILDBEARBEITUNG

Ich bearbeite meine Bilder so wenig wie möglich und nur dezent. Bei den meisten Fotos beschränkt sich dies auf Anpassungen in Belichtung und Graduationskurve, um die Stimmung hervorzuheben oder die Bilder in einer Serie einander anzupassen. Ich verwende gerne Presets, die klassischen Filmen nachempfunden sind wie Acros, Kodachrome, Portra und Superia). Dabei verzichte ich weitestgehend auf Beschneidung der Bilder und belasse die Komposition, wie sie die Kamera festgehalten hat.

 

PRIVATSPHÄRE in der STREET PHOTOGRAPHY

Die Diskussion über Privatsphäre in der street photography ist ein komplexes Thema, zu welchem ich mich nur persönlich und privat äussern möchte. Street fängt Emotionen, Bewegungen und Momente ein. Street soll in seiner sozialkritischen Form zum Nachdenken auffordern bezüglich sozialer Ungleichheit, Stigma und der Frage, wie wir miteinander umgehen. Damit soll im Betrachter zur Auseinandersetzung mit sich selbst angeregt werden (vgl. z.B. Suzanne Stein). Street soll in seiner dokumentarischen Form über den öffentlichen Raum und die Personen, die ihn beleben, berichten. Street soll dadurch berühren, dass wir uns im Anderen und Fremden wiederfinden. Street soll uns vergegenwärtigen, dass wir von Geburt bis Tod in Beziehung und Teil von ... sind. Street darf provozieren, necken und unterhalten und auch teilweise Grenzen überschreiten, soweit es mit der Tätigkeit als Kunstform vereinbar ist (vgl. z.B. Martin Parr). Bei Street geht es im Gegensatz zu Boulevardfotografie nicht um das Individuum als Person. Die Person oder das Gesicht wird als Träger oder als Gefäss dessen verstanden, was der Fotograf abbilden möchte. Die Wahl der Person ist Zufall.